Leitbild – Konsensuskonferenz Physikalische Medizin & Rehabilitation

Deutschland, Österreich und Schweiz, Valens 25.-26.1.2002

Facharzt Rehabilitation und Physikalische Medizin

Ammer K, Berliner M, Bochdansky Th, Knüsel O, Prager Ch,
Schmidt-Dumbacher M, Schneider W, Smolenki U

Die Rehabilitationsmedizin ist neben der präventiven, kurativen und der palliativen Medizin ein eigenständiges medizinisches Fachgebiet. Die WHO definiert im Technical Report 668/1981 die Rehabilitation:

„Rehabilitation ist der koordinierte Einsatz medizinischer, sozialer, beruflicher, pädagogischer und technischer Maßnahmen sowie eine Einflussnahme auf das physische und soziale Umfeld zur Funktionsverbesserung zum Erreichen einer größtmöglichen Eigenaktivität zur weitestgehend unabhängigen Partizipation in allen Lebensbereichen damit der Betroffene in seiner Lebensgestaltung so frei wie möglich wird.“

Rehabilitationsmedizin behandelt die biopsychosoziale Problematik des Patienten, wogegen die kurative Medizin sich schwergewichtig mit der Behandlung des Körperschadens (Struktur- und Funktionsstörung = Impairment) beschäftigt. Die Rehabilitationsmedizin und die kurative Medizin befassen sich mit unterschiedlichen Patientenbedürfnissen. Diesen Inhalten tragen die sehr unterschiedlichen Klassifikationsmodelle der WHO Rechnung: Kurative Medizin = ICD (International Classification of Diseases, 6.Rev. 1948), rehabilitative Medizin = ICF (International Classification of Functioning , Disability and Health,2001).
Dies begründet die Eigenständigkeit des Fachgebietes Rehabilitation.

Der Facharzt für Rehabilitation und Physikalische Medizin erstellt einen für jeden Patienten individuell zugeschnittenen Rehabilitationsplan, wobei die Patientenbedürfnisse durch die 4 ICF-Ebenen definiert sind. In Absprache mit dem Patienten legt er Prioritäten fest und leitet den zielgerechten, koordinierten Einsatz des multiprofessionellen Teams unter Berücksichtigung der Kriterien Wissenschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit. Der rechtzeitige Einsatz der Rehabilitation ist von großer prognostischer Bedeutung. Der Facharzt bedient sich dabei der Methoden der Physikalischen Medizin und der weit gefächerten rehabilitativen Diagnostik und Intervention.

Der Facharzt RPM deckt grundsätzlich die Anforderungen der medizinischen Rehabilitation ab. Bei einem Bedarf an hochspezialisierter Rehabilitationsmedizin arbeitet er mit anderen Fachärzten zusammen. Es ist aber auch möglich, daß der Facharzt RPM über eine zusätzliche Qualifikation in einem anderen Fachgebiet verfügt.

Schmerz stellt einen wesentlichen, die Rehabilitation behindernden Faktor dar. Der Facharzt RPM hat die notwendigen ganzheitlichen Kenntnisse, solche Zustände kompetent zu diagnostizieren und zu behandeln.
Der Facharzt für RPM hat auf Grund seiner Ausbildung ganz besondere Kenntnisse und Fertigkeiten im gesamten Gebiet der Physikalischen Medizin. Diese setzt er im Bereich der kurativen Medizin ein.

Dank der fundierten Kenntnisse der Ergonomie und Versichertenrecht kann der Facharzt RPM Rehabilitationspatienten aber auch Arbeitgeber und Institutionen in diesen Bereichen schulen und beraten. Der Facharzt RPM ist aufgrund seiner Qualifikation im Bereich ICF (International Classification of Functioning , Disability and Health) als Gutachter kompetent.